Gedichte

Eine kleine Probe-Lesung

Nachtführung

(Satire um ein Fake)

 

"Wir sehen auf die helle Stadt,

weil sie viele Lampen hat.

Denn sind die Bauten angestrahlt,

wirkt's schöner, als ein Maler malt.

 

Jedoch es fallen von der Brücke

hin und wieder große Stücke.

Das hellste Haus ist ausgeräumt,

der Traum der Mieter ausgeträumt.

 

Die Kirche dort ist lange zu,

die Glocken hängen ab zur Ruh'.

Was nächtlich hell im Scheine grüßt,

bei Tag den Anblick oft vermiest.

 

So ist denn die Beleuchtung die,

die alles glänzen lässt, wie nie.

Ihnen sei darum gewiss,

was Sie hier sehen, ist Beschiss."

 

(Daraufhin strich man den Aufrührer 

 

aus der Liste der Touristenführer.)

 

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Lebenslichter

 

Seit Ewigkeiten wird die Welt

durch viele Lichter aufgehellt.

So hat es die Natur gemacht,

es wäre sonst nur Nacht.

 

Es leuchten stets auf ihre Art,

mal allein und mal gepaart,

Sonne, Lichter und der Geist,

zum Wohle aller meist.

 

Fehlt ein Licht, bleibt es nicht hell,

es dunkelt auf der Erde schnell.

Die Welt wird kalt, man wird nichts seh'n,

 die Menschen müssen geh'n.

 

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Bestimme

 

Bestimme deine Dichterstimme

für das Gute in der Welt,

deutlich gegen alles Schlimme

und das, was nicht gefällt.

 

Schau nicht, was du schauen sollst,

hör' nicht, was wer will,

schreib, was dir geboten ist,

 oder bleibe still.

 

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Avantgarde

 

Bewahre Begehrtes

Schütze Bewährtes

Bringe Neues aufs Papier

 

Was nie begehrt

Noch nicht bewährt

Ist ein Wagnis dir

 

Voran marschieren

Kann blamieren

Verglüht nur der Komet

 

Für Korrekturen

Deiner Spuren

Ist es dann zu spät

 

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Die Satire

(Satire)

 

Auf dünnem Eis liegt ein Brett,

man hatte es spendiert.

Der das legte, ist recht nett

zu jedem der "satirt".

 

Solange der die Grenzen kennt,

solange nichts zerfällt,

solange keine Hütte brennt,

das Brett ihn sicher hält.

 

Doch wehe dem, der es vergeigt,

der viel zu heftig wippt

und danach keine Reue zeigt,

der wird vom Brett gekippt.

 

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Der Selfmaker

(Satire)

 

Kälter wird es auf der Welt

wohl dem, der sich beschützt,

warme Handschuh' sich bestellt,

sich beschalt und gut bemützt.

Such nicht erst der Kälte Grund,

das hilft dir meistens wenig.

Zieh warm dich an, bleib gesund,

und bleibe untertänig.

 

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Dichte Gedichte

 

Oft wird ein Gedicht verdichtet,

bis der Kopf es nicht mehr lichtet.

Der Leser hat wohl seine Gründe,

zu tun, als ob er es verstünde,

denn der Dichter, der's verhunzt,

versichert ihm, es wäre Kunst.

  

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Digital kaputt

 

Wer reitet so schnell durch die dunkle Stadt

auf einem Pferd, das der Nachbar noch hat?

Es ist der Chef der Versorgungsnetze,

der Anlass hat für sein schnelles Gehetze.

 

Denn als das Update geladen war,

versagten die Server, fast alle sogar.

Die Stadt wurde dunkel, es wurde ganz still,

nur aus den OP-Sälen tönte Gebrüll.

 

Oh, ihr Hacker, was habt ihr getan?

Ihr bremst gefährlich den Fortschritts-Elan.

Ihr zeigt den Bösen auf dieser Welt,

was man muss, damit alles zerfällt.

 

Wir stärken den sicheren Datenschutz,

schützen euch vor Phishing und Schmutz.

Behindert das auch den Wirtschaftsverkehr,

es rechnet sich immer noch sehr.

 

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Digitalisierung

(Ein Schneeballgedicht)

Ein Demokrat fragt ungeniert:

"Gibt es einen, der hier dominiert?

Erfassen die Daten die Wirklichkeit?

Sind alle für diese Entwicklung bereit?

Werden wir durch Plattformen verführt

und wisst ihr, warum sich ein Alter so ziert?

Wie gläsern wird der Mensch als Patient,

werden Analoge nicht eingeschränkt?

Belastet das Ende nicht die Erben

mit Datenmüll und all seinen

Scherben?"

 

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Dunkel war's

 

Dunkel war's, der Mond schien nicht,

er spiegelt nur das Sonnenlicht.

Drum prüfe jeden Schein,

er kann 'ne Fälschung sein.

 

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Tiefdruckgebiet

 

Klare Sicht zum Gegenhang

über tausend Dächern,

Kiefernstämme, hoch und schlank,

die vor den Fenstern fächern.

 

Nadeläste wippt der Wind,

als würden sie mir winken.

Wolken fliehen fort geschwind,

wenn Barometer sinken.

 

Die Bö scheucht ein paar Vögel auf,

pflügt den Blumenkasten,

verwandelt einen Dauerlauf

in ein nervöses Hasten.

 

Laub, vor Kurzem aufgekehrt,

fliegt taumelnd in die Höh´.

Der Haufen ist bald aufgezehrt,

macht Platz dem ersten Schnee.

 

Dunkel wird es schon um vier,

Lampen flackern auf.

Verschlossen wird die Außentür,

ich prüf's am Innenknauf.

 

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Schuldzuweisung

 

Was du bist und was du hast,

das schufst du dir allein.

Ist es eine Lebenslast,

kannst DU nur schuldig sein.

 

Weise nicht die Schuld von dir,

wenn du verzweifelt bist.

Schiebe diese nicht zu mir,

sag ehrlich: "Ist mein Mist."

 

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Zweifel am Werk

 

Oftmals bist du dir nicht sicher,

ob dein Werk gefällt.

Lobt man es, hörst du Gekicher,

wenn du's nach Außen stellst?

 

Ein arges Kribbeln dich befällt,

nicht gerade angenehm,

die Nerven sind wie abgepellt,

empfindlich, sehr extrem.

 

Freude kommt dabei nicht auf,

das Urteil ungewiss,

die Kritik vielleicht zu hart,

ein Lob vielleicht Beschiss?

 

Lass es kommen, wie es will,

du hast es zu ertragen,

bleibe clever, bleibe still,

das schont Herz und Magen.

 

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Der Mensch

 

Der Mensch will stets der Beste sein,

doch einmal ist er's nur zum Schein.

Da herrscht kein Jubel, keine Freud',

sondern Elend, Krieg und Leid,

da leuchtet nur sein trübes Licht,

denn Mensch sein will er nicht.

 

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